ADHS-Selbsthilfegruppe für Erwachsene

Was macht die 'ADHS-Selbsthilfegruppe für Erwachsene'?

Unsere Selbsthilfegruppe bietet in erster Linie allen Betroffenen eine Anlaufstelle, denen ADHS diagnostiziert wurde oder auch (noch) nicht. Sie zeigt Möglichkeiten auf, wie mit den tagtäglichen Beeinträchtigungen und Stolpersteinen, die mit ADHS einhergehen, umgegangen werden kann.

Die Selbsthilfegruppe findet vierzehntäglich statt. Am 2. Donnerstag des Monats im Hinterhaus (s. Foto rechts) und am 4. Donnerstag im Vorderhaus (s. Foto links) ebenso wie die Info-Gruppe vorher.

Was macht die 'ADHS-Selbsthilfegruppe für Erwachsene - Kiel'?

Unsere Selbsthilfegruppe bietet in erster Linie allen Betroffenen eine Anlaufstelle, um sich über tagtägliche Beeinträchtigungen und Stolpersteine auszutauschen, die ADHS so mit sich bringt. Wir haben vor einiger Zeit beschlossen,eine Aufteilung der Interessierten vorzunehmen indem wir eine monatlich stattfindende 'Info-Gruppe' und eine vierzehntägliche Selbsthilfegruppe. Die Aufgaben und Abläufem der beiden Gruppen kannst Du auf dieser Seite erfahren.

Info-Gruppe

Wozu dient diese Gruppe und wem?

Diese Gruppe ist für die Interessierten gedacht, die noch nie bei uns waren und für die das Thema 'ADHS' entweder neu in ihr Leben gekommen ist oder sich als beeinträchtigend herausgestellt hat. Hier sind vor allem folgende Gründe für einen Besuch bei uns zu nennen:

Alle Interessenten, die gern an der eigentlichen Selbsthilfegruppe teilnehmen möchten, sollen vorher mindestens zweimal die Info-Gruppe besucht haben. Nach dem zweiten Mal besteht die Möglichkeit, gleich die im Anschluß stattfindenden Gruppe erstmals zu besuchen.

Wie ist der Ablauf eines Gruppentreffens?

Das Meeting beginnt mit einer Begrüßung durch den Gruppenleiter und einer kurzen Einweisung zum Ablauf des Meetings. Danach findet eine Einführungsrunde statt, bei der jeder der Anwesenden Namen, Status (Diagnose seit wann?) und seine Erwartung an die Gruppe mitteilt. Anschließend können Fragen gestellt werden, die der Gruppenleiter beantwortet, wobei natürlich auch Antworten aus der Runde willkommen sind.

Selbsthilfegruppe

Wozu dient diese Gruppe und wem?

Diese Gruppe ist für die Interessierten gedacht, die schon einige Male bei uns waren und für die das Thema 'ADHS' nichts Neues ist. Sie haben schon einen gewissen Überblick über ADHS und möchten weiterhin Informationen und Austausch erhalten. Diese Gruppe lebt auch vom Einsatz jedes einzelnen Mitgliedes und die Weiterentwicklung im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe. Hier zeigen sich andere Gründe für die Teilnahme:

Ablauf des Meetings

Das Meeting beginnt mit einer Vorstellungsrunde, bei der jeder der Anwesenden seinen Namen nennt und der Runde mitteilt, was er so seit dem letzten Treffen erlebt hat und wo es Berührungspunkte zu ADHS gegeben hat. Er sollte die vorgegebenen 3 Minuten für seine Ausführungen zu Verfügung haben und möglichst nicht unterbrochen werden. Kurze Verständnisfragen sind natürlich erlaubt, sollten sich jedoch nicht zu einer Diskussion ausweiten. Hier wird der Gruppenleiter stets eingreifen. Um eine gemeinschaftliche Gespächsbasis gewährleisten zu können, hat die Selbsthilfegruppe Gruppenregeln aufgestellt, an die sich alle Teilnehmer während der Meetings halten.

Leitung

Mein Name ist Michael und ich leite die ADHS-Selbsthilfegruppe für Erwachsene in Kiel.

Ich habe diese ehrenamtliche 'Funktion' im August 2023 übernommen und versucht, die Gruppe für Betroffene noch attraktiver zu gestalten, als bisher. In enger Abstimmung mit den Gruppenmitgliedern habe ich den Turnus von monatlich auf vierzehntäglich erweitert, so dass ein einmaliges Fehlen nicht gleich eine zweimonatliche Pause bedeutet.

Wenn Du mehr über mich und mein Leben mit ADHS erfahren möchtest >>> klicke einfach auf diesen Text.

An dieser Stelle möchte ich gern über mich und mein Leben mit ADHS berichten. Ein Leben das vor der Diagnose weder von mir noch von irgendwem in Verbindung gebracht wurde mit diesen vier Buchstaben, die sich so elegant und harmonisch klingend dahinsagen lassen >> A | D | H |S!

Mittlerweile kann ich auch etwas anfangen mit diesen Buchstaben und muss konstatieren, dass sie mein Leben total umgekrempelt haben. Alles fing damit an, dass meine Frau vor zwei Jahren die Frage stellte:“Was habt ihr denn besprochen bei der letzten Psychotherapie-Sitzung“ und ich wahrheitsgemäß die für sie wohl niederschmetternde Antwort gab: „Wir haben darüber gesprochen, dass ich lieber allen leben würde.“ An dieser Stelle möchte ich betonen, dass diese Aussage nichts aber auch gar nichts mit meiner Frau zu tun hatte. Es war auf gar keinen Fall eine Absetzbewegung von ihr weg sondern zu mir hin. ‚Aber warum denn nur?‘ fragt sich wohl zu Recht der geneigte Leser. Das ist ganz leicht zu erklären aber umso schwerer zu verstehen. Aber hierzu muss ich ein wenig ausholen.

Seit unzähligen Jahren möchte ich schon schreiben und zwar Theaterstücke. Damals, als ich noch in Neumünster lebte, hat mich als Inhaber diverser Theater-Jahresabos das Theatervirus infiziert. Alle mit dem Theater verbundenen Tätigkeiten haben mich fasziniert: Dialog, Bühne, Kulisse und das Jonglieren des Autors mit dem Text und dem Gehirn der Zuschauer. Das einzige, was mich nicht in den Bann zog war die Schauspielerei an sich. Nicht, dass ich das Können, der die Figuren des Stücks verkörpernden Schauspieler, nicht zu würdigen wusste, nein … allein die Tatsache, dass ich selbst mir keine zwei Zeilen am Stück merken konnte, geschweige denn die Textpassage eines ganzen Stücks, liessen mich von Anfang an die Schauspielerei außen vor zu lassen.

Nein … die Schauspielerei war es nicht, was mich in der Hauptsache am Theater faszinierte … es war der Text. Es war die Tatsache, dass ein Autor Figuren neu erschaffen und sie mit Leben füllen konnte, ganz wie es ihm beliebte. Auch konnte er die persönlichen Einstellungen, Ängste und Forderungen durch ‚seine‘ Figuren in die Öffentlichkeit transportieren, die sich sonst wohl niemand angehört hätte. Also beschloss ich damals, mich an das Schreiben von Theaterstücken heranzuwagen und hatte auch schon einige tolle Ideen im Kopf, die ich in irgendeiner Kladde skizzierte und wartete, dass mich die Muse küsste oder zumindest der Ehrgeiz. Aber nichts dergleichen geschah und so dümpelte mein ambitioniertes Vorhaben so vor sich hin und pendelte gelegentlich zwischen Arbeit, Beziehung und Alltag hin und her. Aber stets begleitet vom schlechten Gewissen, der Zuversicht es irgendwann zu machen und dem Verantwortungsbewusstsein, meinen Fokus auf andere Bereiche meines Lebens richten zu müssen. Nun möchte ich mein literarisches Nichtstun nicht damit begründen, dass mich die Umstände vom Schreiben abgehalten hätte, nein, vielmehr spielte sich die Abwägung nur in meinem Kopf ab und ließen stets die Alltagsdinge obsiegen.

Und nun, nach (viel zu) vielen Jahren gab es also diese Diagnose und urplötzlich erklärte sich so einiges in meinem bisherigen Leben. Einiges bewertete ich nun komplett neu und komplett anders. Zwar erklärte diese Buchstabenkombination nicht alles, aber doch eine Menge, vor allem, was mich bisher immer wieder hier und da ausgebremst hatte … Meine massiven Probleme in der Schule, meine Rolle als Klassenkasper, mein gebremster Ehrgeiz, meine stete Unrast … usw.

Beim Rückblick auf mein nun schon über 60jähriges Leben kamen nicht nur verspätete „Aha“s des Verstehens auf, sondern auch die Frage, wie wohl mein Leben verlaufen wäre, hätte ich die Diagnose schon viel früher bekommen, mit einer damit einhergehenden Behandlung. Hätte ich nicht schon längst die erdachten Figuren meiner diversen Theaterstücke leibhaftig auf die Bühne gebracht? Wäre ich nicht schon längst ein anerkannter Schriftsteller? Hätte ich nicht schon viel früher meinen ‚Second Level‘-Traumberuf ergriffen und würde längst Websites für viel Geld erschaffen und dort meine Kreativität ausleben?

Hier hat mir meine Psychotherapeutin sehr schnell den Zahn gezogen, indem sie mir zu überlegen gab, wie mein Leben auch mit Diagnose hätte verlaufen können: Die Einschränkungen von ADHS kennend, hätten das Vornehmen größerer Projekte schon von vornherein in den Zweifel getrieben. Auch wären Aufgaben, die ein gewisses Maß an Konzentrationsfähigkeiten erfordert hätten, von mir von vornherein abgelehnt worden. Wer weiß schon, ob ich die momentane Position im Finanzministerium erreicht hätte bei einer früheren Diagnose.

Auf einer virtuellen Skala, die den Lauf meines Lebens darstellen würde (‚Heute‘ = 0), hätte ein frühes Wissen der Beeinträchtigung natürlich nach rechts ausschlagen können, vielleicht Richtung +10 aber ebensogut auch in die andere Richtung hin zur -10 oder schlechter. Also habe ich sehr schnell dieses Gedankenspiel verworfen und mich auf die 0 konzentriert, dem Jetzt und Heute. Und heute befinde ich mich - wie oben bereits erwähnt - ganz woanders, als ich es mir hätte vorstellen können. Nach Trennung von meiner Frau, dem Auszug aus unserer gemeinsamen Wohnung und der Rückkehr nach Kiel, habe ich mich erstmal geschüttelt und angefangen, mein Leben neu auszurichten. Nicht nur die Selbsthilfegruppe kam neu in mein Leben und mit ihr eine Menge netter Menschen, sondern auch die Lust zum Schreiben.

Michael